Was bitte ist Sporthypnose? Nun ja, auch ich stellte mir diese Frage zunächst. Ich meine, ich arbeitete bereits als Hypnotiseur im therapeutischen Bereich und kannte die vielversprechende Wirkung der Hypnose(therapie). Wie die Hypnose explizit im sportlichen Kontext hilfreich angewendet werden kann, wusste ich anfangs dennoch nicht. Lassen Sie mich eine kleine Geschichte erzählen.
Ich spielte früher Fussball, wobei meine Stärken unter anderem in der Schnelligkeit und den Kopfballduellen lagen. Wir spielten zuhause in Ruswil gegen Wolhusen – Derby! In der 78. Minute stieg ich im eigenen Strafraum zu einem Kopfballduell hoch und WUMMS! Nebst dem Ball traf ich auch die Stirn meines hochspringenden Gegenspielers. Diagnose: Dreifacher Jochbeinbruch, Augenbodenbruch, Zersplitterung der Kieferhöhle und ein eingeklemmter Nerv. Dank der heutigen Chirurgie sehe ich jetzt ziemlich wieder so aus wie davor.
Diese Verletzung hinterlässt nicht nur äusserlich Spuren. Nach der Genesung hatte ich bei jedem Kopfballduell ein “seltsames” Gefühl. Die Sicherheit, die ich zuvor hatte, war bei weitem nicht mehr so ausgeprägt. Mein Kopf und auch mein Körper natürlich haben diese Verletzung nicht vergessen. Ja, man könnte von einem kleinen Trauma sprechen. Jeder Mensch hat einen Selbstschutzmechanismus, welcher sich darum bemüht, unsere körperliche und psychische Unversehrtheit zu bewahren. Wenn sich dieser Teil unseres Kopfes selbständig dafür entscheidet, den Menschen zu schützen, werden Reaktionen ausgelöst, die wir mit unserem logischen Denken als hinderlich bezeichnen würden. Dies führt im sportlichen Zusammenhang zum Beispiel dazu, dass wir “blockiert” sind und nicht mehr das volle Potential entfachen können.
Im Sport (je professioneller umso weniger) hat man kaum Zeit zu denken und wer zu viel denkt, der verliert. Umso wichtiger ist es, dass Bewegungsabläufe, Selbstsicherheit, Vertrauen und der Fokus stimmen. Sporthypnose schafft das. Die Faktoren, welche zum Erfolg führen, werden dort verankert, wo nicht gedacht werden muss: Im Unterbewusstsein. Auch die Emotionen, ebenfalls im Unterbewusstsein liegend, spielen im Sport eine immense Rolle. Unangenehme Emotionen können uns daran hindern, dass wir zu unserer Bestleistung auflaufen können. Sporthypnose hilft auch dabei, die Emotionen zu kontrollieren oder dann explizit zu nutzen, wenn es notwendig ist.
Schlussendlich ist es die Aufgabe eines jeden Spielers, Trainers oder Coaches, möglichst viel des vorhandenen Potentials auszuschöpfen. Leistung ist das eine, Potential das andere. Mithilfe der Sporthypnose können leistungsmildernde (oder leistungskillende) Faktoren beseitigt und der Sportler / die Sportlerin näher an das vorhandene Potential geführt werden. Sporthypnose geht über das klassische Mentaltraining hinaus. Das Unterbewusstsein ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als das Bewusstsein. Und damit wird in der Sporthypnose gearbeitet. Es ist unmöglich, das Unterbewusstsein mit dem Bewusstsein zu übersteuern.